Herzogenburg


Gemeinde Herzogenburg

Ortsgeschichte

Der im 19. Jahrhundert aus zwei Siedlungen zusammengewachsene Ort Herzogenburg wurde erst 1927 zur Stadt erhoben. Die junge Stadt hat allerdings eine weit in die Frühgeschichte zurückreichende Tradition als Siedlung, wie alt- und vor allem jungsteinzeitliche Funde in der gesamten Umgebung bezeugen. Prähistorische Funde wurden in Getzersdorf, Ossarn, St. Andrä und Statzendorf ergraben, berühmt wurde die „Situla" von Kuffern aus einem Kriegergrab der La-Tène-Kultur der jüngeren Eisenzeit (450-350 v. Chr.).

Herzogenburg geht vermutlich auf eine um 870 von den Grenzgrafen Wilhelm und Engelschalk errichtete befestigte Siedlung zurück. Diese „Burg der Herzöge" wurde namengebend für die zwei Märkte, die im Mittelalter entstanden. Der „Untere Markt" war schon im 11. Jahrhundert im Besitz der Babenberger, die ihn Ende des 12. Jahrhunderts dem Benediktinerstift Formbach übergaben, das bis 1803 die Grundherrschaft ausübte. Noch vor 1230 wurde der Marktplatz (heute Rathausplatz) planmäßig angelegt. Der Renaissancebau Rathausplatz 22 wurde 1687 Amtshaus des Klosters Formbach.

Der „Obere Markt" gehörte dem Bistum Passau, das seit 1014 dort Besitz hatte. Es entstand eine Pfarrkirche mit Widum (= Pfarrgut), wovon sich der Name Herzogenburg auf der Widen ableitet. 1244 verlegte Bischof Rüdiger von Passau das vor 1112 in St. Georgen an der Traisen gegründete Augustiner-Chorherrenstift wegen der ständigen Hochwassergefahr nach Herzogenburg. Das ehemalige Widum entwickelte sich zu einem eigenständigen Markt mit gewisser Selbstverwaltung. Mit dem Decret des niederösterreichischen Landeschefs vom 7. Juli 1849 über die Durchführung der Gerichtsorganisation wurde der Gerichtsbezirk Herzogenburg eingerichtet. Der Gerichtsbezirk wurde mit 1. Juli 2002 aufgelöst und den Gerichtsbezirken St. Pölten bzw. Neulengbach zugewiesen. 

Nach einer längeren Krisenzeit des Stiftes durch Seuchen, Söldner, Brände und Reformation kam es seit dem späten 16. Jahrhundert zu einem Aufschwung und Anfang des 18. Jahrhunderts - nach erfolgreicher Abwehr der Osmanen 1683 - zu einem barocken Neubau der Klosteranlage. Unter der Leitung Jakob Prandtauers wurde 1714 mit dem Bau begonnen, der von Josef Munggenast fortgesetzt wurde, allerdings blieb ein Teil des geplanten Vorhabens wegen Geldknappheit unvollendet. Die Pläne für den Ostflügel stammten von Johann Bernhard Fischer von Erlach. Anstelle der abgetragenen, spätgotischen Kirche entstand nach Plänen Josef Munggenasts die von seinem Sohn Franz 1743 bis 1748 erbaute Stiftskirche. Der originelle Turmabschluss - 1765 von seinem Bruder Matthias geschaffen - stellt ein von frei aufstrebenden Voluten getragenes Kissen mit dem Herzogshut dar, das zum Wahrzeichen der Stadt wurde. An der Innenausstattung wirkten vor allem Bartolomeo Altomonte und Daniel Gran mit.

Das Stift verfügt über eine wertvolle Kunstsammlung, zu der unter anderem Handschriften, Paramente, gotische Tafelbilder und Plastiken gehören. Zum Teil stammen die Objekte aus den Stiftspfarren und aufgehobenen Klöstern der Umgebung, darunter ein Flügelaltar von Jörg Breu dem Älteren (1501) aus der ehemaligen Kartause Aggsbach und Objekte aus der Gertrudenkirche in Gars. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde ein „Antiken- und Raritätenkabinett" eingerichtet, dessen wertvollstes Exponat eine römische Helmmaske aus dem 2. Jahrhundert (um 150 n. Chr.) ist, sowie ein Münzkabinett. Zahlreiche prähistorische Funde der Umgebung befinden sich heute im Stiftsmuseum.